Einsatz der Sonographie in der Diagnostik von Erkrankungen der Bewegungsorgane

Einleitend möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich seit 1990 Seminarleiter Stufe 3 der DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin) und Ausbilder der orthopädischen Fachgesellschaften DGOOC (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie) und DGOU (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie) bin. Seit 1990 habe ich über 350 Ultraschallkurse für Ärztinnen und Ärzte in verschiedenen Orten im In- und Ausland veranstaltet und gemeinsam mit meinem Team durchgeführt. Für weitere Informationen können Sie meine Webseite orthosono.de besuchen.

Die sonographische Untersuchung der Bewegungsorgane ist in der aktuellen Diagnostik der Bewegungsorgane ein etabliertes Untersuchungsverfahren. So ist die Ultraschalluntersuchung in den AWMF-Leitlinien (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) im algorithmischen Untersuchungsablauf neben der Anamneseerhebung und der klinischen Untersuchung bei sehr vielen Erkrankungen der Bewegungsorgane fest verankert.

Die sonographische Untersuchung sollte als strahlungs-, belastungsfreies, nicht invasives und kostengünstiges Untersuchungsverfahren stets am Anfang aller bildgebenden diagnostischen Untersuchungsverfahren stehen. Mit ionisierenden Strahlen belastete (Röntgen- und CT-Untersuchungen) oder kostenaufwändigere Untersuchungsverfahren (MRT) sollten, sofern diese erforderlich sind, stets am Ende der bildgebenden diagnostischen Verfahren eingesetzt werden.

Aufgrund einer erheblichen technischen Verbesserung der Ultraschallgeräte in den letzten 5-10 Jahren ist die sonographische Untersuchung einerseits zur Abklärung möglicher pathologischer Veränderungen, andererseits aber auch als entscheidende Unterstützung bei sonographisch gesteuerten, interventionellen Maßnahmen (SGIM) (Injektion, Infiltration, Punktion, Biopsie) zunehmend in das Zentrum der bildgebenden Diagnostik gerückt.

Die Sonographie bietet als einziges Schnittbildverfahren die Möglichkeit einer „real-time-Darstellung“ der interessierenden Strukturen und ist im Vergleich mit anderen Schnittbildverfahren zumindest als gleichwertig, zum Teil durchaus als überlegen einzustufen.

Trotz aller Liebe für dieses Untersuchungsverfahren möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Ultraschallexperte nicht immer mit der Ultraschalldiagnostik allein auskomme. Sie stellt neben Anamneseerhebung und klassischer körperlicher Untersuchung, im Rahmen der bildgebenden diagnostischen Verfahren einen wichtigen Mosaikstein in der Abklärung pathologischer Veränderungen der Bewegungsorgane dar und ist in vielen Fällen nur der Beginn der bildgebenden Diagnostik. Unter Umständen ist eine weitere Eingrenzung pathologischer Veränderungen mit Hilfe anderer etablierter Untersuchungsverfahren (Röntgen, MRT, CT) erforderlich. In seltenen Fällen und bei vereinzelten Fragestellungen ist aufgrund der aktuellen Ultraschalltechnik die Durchführung weiterer bildgebender diagnostischer Verfahren entbehrlich.

 

Vor- und Nachteile der Sonographie

Vorteile

  • Strahlungs- und belastungsfreies Verfahren
  • Sofort verfügbar
  • Dynamische Untersuchung („Online-Technik“) ermöglicht die Darstellung von Bewegungsabläufen und erleichtert die Differenzierung pathologischer Befunde
  • Keine untersuchungsrelevanten Artefakte durch Metall im Untersuchungsgebiet
  • Weniger bzw. keine Kontraindikationen als MRT oder CT
  • Seitenvergleichende Untersuchung ist möglich
  • Beliebig bei den Verlaufskontrollen wiederholbar
  • Kostengünstig

 

Nachteile

  • Intraossär gelegene Strukturen sind nicht darstellbar (z.B. Osteomyelitis, Tumore, Metastasen, Osteosynthesematerial)
  • Durch das Verursachen eines Schallschattens können pathologische Veränderungen unerkannt bleiben

Kleiner Blick über den Tellerrand hinaus in meine Tätigkeit als Seminarleiter Stufe 3 der DEGUM

Im Jahre 1996 haben wir im Arbeitskreis „Stütz- und Bewegungsorgane“ der DEGUM für jedes Gelenk und jede Körperregion Standardschnittebenen definiert und festgelegt. Der Grund hierfür war das Streben nach einem gleichbleibend hohen Qualitätsstandard für den gesamten deutschsprachigen Raum. In unseren Ultraschallkursen weisen Prof. Dr. Gerd Gruber, Heidelberg und ich bereits seit 1990 stets darauf hin, dass ein standardisierter Untersuchungsablauf der Grundstein für Qualität und Sicherheit dieses bildgebenden diagnostischen Verfahrens ist, und dass diese Schnittebenen jedoch immer dann verlassen werden müssen, wenn durch Zusatzeinstellungen mehr Information und mehr Sicherheit erreicht werden kann. Der erfahrene Sonographie Untersucher wird mit fließenden Bewegungen und Schallkopfverlagerungen eine multiplanare Untersuchung der jeweiligen Untersuchungsregion anstreben, da durch eine dynamische und flächendeckende sonographische Untersuchung die Aussagekraft und Sicherheit der Methode deutlich erhöht wird.

 

 

 

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